Architektur der Gegenwart und Vergangenheit
Das ehrgeizigste Kulturprojekt der letzten Jahrzehnte war das MuseumsQuartier Wien. Noch in den achtziger Jahren beschlossen der Bund und die Stadt Wien, das innerstädtische Gelände der kaiserlichen Hofreitstallungen (das seit den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts als Messegelände genutzt wurde) als Standort für neue kulturelle Institutionen zu widmen. Nach Architektenwettbewerben und vielen lokalpolitischen Kämpfen wurde ab 1997 das Projekt MuseumsQuartier der Architekten Ortner+Ortner verwirklicht. Gedacht als neu geöffnetes Stadtviertel, in dem heute in Alt- und Neubauten das Leopold Museum, das Museum moderner Kunst, die Kunsthalle Wien, das Kindermuseum ZOOM, Dschungel Wien Theaterhaus für junges Publikum, das Tanzquartier Wien, das Architekturzentrum Wien und viele andere kulturelle Angebote samt Gastronomie Platz gefunden haben.
Das größte Stadtentwicklungsprojekt Wiens ist die sogenannte "Donau-City". Vor der UNO-City, an der Donau, sollte als Entlastung für die Innere Stadt ein neuer Stadtteil mit Wohnen, Freizeit und viel Büroflächen entstehen. Aber nicht sofort, sondern als Nachnutzung nach einer Weltausstellung 1995, die jedoch per Volksabstimmung abgesagt wurde. Also wurde die Nachnutzung ohne EXPO realisiert. Und inzwischen ist die Donau-City ein boomender Standort geworden. Selbst als Wiener ist man überrascht, wie sich hier in wenigen Jahren eine richtig sehenswerte Skyline mit respektablen Hochhäusern und einem attraktiven Wohngebiet entwickelt hat.
Somit hat auch Wien die Modernisierung der europäischen Stadt in den neunziger Jahren erreicht. An vielen Orten entstanden neue Bürohausprojekte, ein Millennium-Tower am Donauufer überragt inzwischen um 202 Meter die Stadt. Mehr als ein Dutzend stadtbildprägender Projekte wurden in Wien entwickelt, so etwa die Wienerberg-City neben den Vienna Twin Towers an der Wiener Südausfahrt, die Gasometer in Simmering oder das Stadtentwicklungsprojekt Monte Laa in Favoriten. Die Stadt lebt. Aber sie hält auch inne und besinnt sich ihrer Geschichte. Am Wiener Judenplatz in der Inneren Stadt ist ein Holocaust-Mahnmal der britischen Künstlerin Rachel Whiteread zu besichtigen, ergänzt mit einem Museum der Fundamente einer mittelalterlichen Synagoge und einer Platzgestaltung der Architekten Jabornegg+Pálffy. Ein berührender Ort der Besinnung und Erinnerung ist hier entstanden.
Niemand zweifelt an der Schönheit des gewaltigen historischen Erbes der Architektur der Stadt Wien. Zu entdecken ist die Präsenz der einzelnen Epochen bis heute. Und da ist Wien selbstbewusst und stark genug, um von diesem Erbe ausgehend die heutigen und zukünftigen Qualitäten der Architektur und Stadtentwicklung zu sichern.
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