Wien
Gastronomietipps


Der Genuss als Lebensziel

Autor: Florian Holzer

Ethno-Trend: alle Aromen der Welt zu Gast
Ebenfalls einem internationalen Trend entsprechend boomen in Wien derzeit auch die unterschiedlichen Ethno-Küchen wie nie zuvor. Zu verkosten ist so ziemlich alles, von mongolisch über afrikanisch bis tibetanisch. Wirklich ans Herz gewachsen, ist den Wienerinnen und Wienern aber die Küche des Mittelmeeres und die Vielfalt Asiens.
Zur gastronomischen Spitzenklasse zählt hier das vom Südtiroler Lokalmatador Fabio Giacobello in der Altstadt ins Leben gerufene „Fabio’s“. Die dort gebotenen mediterranen Spezialitäten und das Ambiente im stilvollen Mahagoni-Design sorgen für überaus zufriedene Gäste. Im „Barbaro“ unweit der Albertina genießt man ganz nach Geschmack und Geldbeutel von der einfachen Pizza bis zum italienische Nobelgericht ganz Italien in diesem 4-Lokale-in-einem.

Der Newcomer im Bereich der italienischen Küche ist das „Da Moritz“ der Familie Huth, wo Küchenchef Alexander Mascha mit seinen kreativ-originellen Küchenideen von Anfang an das Publikum überzeugte.

Im „Yohm“ werden – von coolem Design umgeben – Asiens unterschiedliche Küchen miteinander zu einem spannenden Ganzen fusioniert, im „Daun Kinsky“ kommt das Italienische in die Mischung noch mit dazu, und im Restaurant „Indochine 21“, gegenüber vom MAK, dem Museum für Angewandte Kunst, reist man speisend nach Vietnam, Laos und Kambodscha. Wer den Weitblick liebt setzt sich ins „Brunners Vienna“ im 22. Stock des Businesspark am Wienerberg und genießt Großstadtflair. 
Überhaupt ganz individuelle, moderne Wege beschreitet Wiens kühl designtes „Theatercafé“ beim Naschmarkt. Oder, ebendort, das „Horvath“, in dem Traude Horvath, eine promovierte Soziologin, zeigen lässt, was eine schnörkelfreie, feine Küche die sich zwischen Triest und Galizien ansiedelt, wirklich ist. Und jede Woche kommen neue dazu, die Szene ist ständig in Bewegung, die Zeiten der gemütlichen Beschaulichkeit sind vorbei.

Mehr als nur Essen: Wiens Hochkultur-Lokale

Frischer Wind auch dort, wo man bisher von der sich hektisch dynamisierenden Lokalszene der Stadt verschont geblieben war: In Museen, Theatern und anderen Tempeln der Hochkultur.

Im soeben eröffneten „Österreicher im MAK“, realisieren der 4-Hauben-Koch Helmut Österreicher und Wolfgang M. Rosam ein völlig neues Restaurantkonzept. Sie setzen mit einer gelungenen Kombination aus traditioneller und moderner Wiener Küche auf höchstem Niveau neue Maßstäbe.

Ein weiteres Szene-Highlight der Stadt, das „Vestibül“ hat sich im ehemaligen kaiserlichen Eingangstrakt des Burgtheaters niedergelassen; im altehrwürdigen Naturhistorischen Museum werden jede Woche (Sommer ausgenommen) frugale Muschel-Happenings abgehalten, im Frühjahr wird dort Spargel geschlemmt. Im Souterrain der Börse im Ambiente des schönsten Blumengeschäftes von Wien im „Hansen“ mit besonderer Finesse frühstücken, und sogar der Lustpavillon des Schlosses Schönbrunn, die Gloriette, verwandelte sich zum Designer-Café. Wiens angehende Kulturschaffende treffen einander im Café „Kunsthalle“. Eine heterogene Mischung von lustwandelnden Senioren und Touristen, findet sich schließlich im über hundert Jahre alten „Palmenhaus“ im Burggarten, unter dessen Stahl- und Glaskonstruktion nach aufwändigen Renovierungen eine großzügige Brasserie Platz fand. Alles, was „in“ ist, trifft sich auch gerne im Museumsquartier in einem der Designer-, Ethno- oder Junggastronomielokale sowie im „Aux Gazelles“ in der Rahlgasse / Ecke Mariahilfer Straße, das zur marokkanischen Kulinarik Lifestyle mit angeschlossenem Hamam bietet.

Und sie bewegen sich doch: Heuriger & Kaffeehaus

Nun sollte man meinen, dass im Zuge all dieser Genuss-Power und der sich hektisch dynamisierenden Lokal-Szene Wiens doch zumindest die traditionellen Ruhepole „Heuriger“ und Kaffeehaus konstant geblieben sind. Einerseits ja – bei den Heurigen in den malerischen Weingärten und Kellergassen der Vororte sitzt man immer noch auf groben Bänken, bekommt für wenig Geld einen ehrlichen, reschen Wein aus eigener Fexung und Handfestes zu essen; im Kaffeehaus wird man immer noch mit „Herr Professor“ oder „Frau Hofrat“ angesprochen, kann bei einer Unzahl von verschiedenen Kaffee-Variationen und Torten und Strudel in der Zeitlosigkeit dieser einzigartigen Plätze versinken.

Doch ganz so, wie es scheint, ging die Zeit auch an diesen Institutionen nicht vorbei: Immer mehr Heurige setzen nicht nur auf erstklassige Qualität beim Wein, sondern auch auf entsprechende Glaskultur und auf ein individuelles, vielleicht etwas leichteres Angebot am Buffet. Fritz Wieninger, Wiens Paradewinzer mit seinen weltweit gesuchten Top-Kreszenzen, ging sogar soweit, für den Heurigen seiner Familie einen Spitzenkoch zu engagieren. Und Hans Peter Göbel verpasste seinem Heurigenlokal nicht nur ein zeitgemäßes Designer-Outfit, sondern veranstaltet auch Degustationsmenüs und Spezialitäten-Wochen.

Im Kaffeehaus können solche Veränderungen freilich nur sehr vorsichtig angegangen werden, ein Beharren auf der Tradition und der direkte Draht zur „guten, alten Zeit“ sind hier immerhin ebensolche Faktoren wie tadelloser Kaffee, ein gediegener Service und himmlische Mehlspeisen. Doch neue Ideen, die durchaus zur Tradition passen, sind im Entstehen: Im Café Schottenring und im Café Restaurant Residenz in Schönbrunn zum Beispiel kann man in einem „Apfelstrudel-Seminar“ lernen, den hauchdünnen Teig richtig zu ziehen, zu füllen und zu rollen, oder in einem „Kaffee-Seminar“ die Hintergründe des braunen Elixiers erfahren. Und ein Wiener „Institut für Kaffee-Experten-Ausbildung“ bietet sogar einen Kurs zum „Kaffee-Sommelier“ an.

Wer jetzt zur Ansicht gelangt, dass es angesichts all dieser bereits existierenden und der stets neu dazukommenden Genüsse doch wirklich keinen Grund mehr zum „Raunzen“, der typisch Wienerischen, eher halbherzig vorgebrachten Unmutsbezeugung, gibt, der irrt. Denn irgendwann einmal ist der Bauch doch schon ziemlich voll, das Angebot aber noch so groß: Wenn das kein Grund zum Raunzen ist!



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