Neu entdeckt: Schlösser und Stifte in Oberösterreich
Expedition auf der Suche nach den Kulturschätzen Oberösterreichs

Stift St.Florian  - © Oberösterreich Tourismus GmbH - Ralf Hochhauser Eine sommerliche Expedition auf der Suche nach den Kulturschätzen Oberösterreichs. Wo Kaiser wohnten, Fürsten ihr Land überblickten und Mönche Wälder rodeten, Aufbauarbeit leisteten und prachtvolle Bauwerke errichten ließen. Eine Auswahl an Schlössern und Stiften, die Kulturreisende in Oberösterreich unbedingt gesehen haben sollten.

Wo der Kaiser Urlaub machte


Die Familie Kaiser Franz Josephs hatte seit jeher eine enge Beziehung zu Bad Ischl. So war es nur konsequent, dass der Kaiser und seine Sisi als Hochzeitsgeschenk jenes Haus in dem geliebten Salzkammergut-Städtchen erhielten, das heute als die Kaiservilla bekannt ist. Ab 1854 verbachte Franz Joseph seine Sommer in dem Anwesen, das für kaiserliche Verhältnisse durchaus bescheiden anmutet. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 beehrte der Kaiser "sein" Ischl in der warmen Jahreszeit mit seiner Anwesenheit. Besucher können heute noch die kaiserlichen Wohnverhältnisse bestaunen und danach zwischen den schattigen Bäumen durch den weitläufigen Kaiserpark flanieren.

Kaiserliche Zuflucht und Museum


Franz Joseph war zwar der letzte, aber nicht der erste Kaiser, der Oberösterreich mit seiner Anwesenheit ehrte. Ende des 15. Jahrhunderts floh Kaiser Friedrich III. vor den anstürmenden Ungarn aus Wien. Und ließ sich für seine letzten Lebensjahre in Linz nieder.  Das Schloss auf dem Römerberg hat ihm eine schöne Aussicht auf die Donau geboten. Trotzdem blieb er der einzige Kaiser, der länger in Linz wohnen blieb. Das Schloss wurde zur Kaserne und zum Gefängnis, 1800 brannte der Südflügel nieder. Heute ist der prägende Bau über der Altstadt von Linz das größte Universalmuseum Österreichs an einem Standort. Und setzt mit dem 2009 ergänzten Südflügel auch städtebauliche einen modernen Akzent. Tipp: Die Aussicht von der Schlossterrasse auf die Altstadt genießen.

Das älteste Wohnschloss Österreichs


Genau zu jener Zeit, als Kaiser Friedrich III. in Linz residierte, gab er Heinrich und Siegmund Prüschenk die Erlaubnis, auf einer Anhöhe über dem Städtchen Grein an der Donau ein Schloss zu bauen. 1495 war Schloss Greinburg fertiggestellt und ist damit eines der ersten Schlösser in Österreich und auch im deutschen Sprachraum.  Das Schloss mit seinem wunderbaren Arkadenhof ist heute im Besitz der Familie Sachsen-Coburg und Gotha. Die historischen Festräume mit dem Rittersaal können besichtigt werden. Besonders imposant: Die Sala Terrena, die mit einem Mosaik aus Donaukieseln ausgelegt ist. Im Schloss ist außerdem das Oberösterreichische Schifffahrtsmuseum untergebracht.

Das Schloss und das Bier


Aussichtsreich - das ist das erste Attribut, das dem Besucher beim Blick auf Schloss Weinberg in Kefermarkt einfällt. Das Schloss mit der charakteristischen Ringmauer und dem markanten Turm mit Zwiebelhelm thront auf einem der für die Landschaft des Mühlviertels im Norden Oberösterreichs so typischen Höhenrücken. Führungen im Schloss, das ein Landesbildungszentrum beherbergt, sind gegen Voranmeldung möglich. Berühmt ist Weinberg zusätzlich für die Schlossbrauerei. In einem Nebengebäude des Schlosses untergebracht, wird hier in kupfernen Sudpfannen das Bier der ersten Gasthausbrauerei Oberösterreichs gebraut.


Das Seeschloss als Fernsehstar


Eine solche Kulisse kann man nicht erfinden: Der Traunsee, der Traunstein und davor das Seeschloss Ort, weiß getüncht mit seinem Turm. Aporopos Turm: Der trägt die Jahreszahl 1092 und gibt damit den ältesten Hinweis auf die Anfänge des Schlosses. Einem weltweiten Publikum wurde es durch die von 1996 bis 2004 produzierte Fernsehserie "Schlosshotel Orth" bekannt. Das Seeschloss, übrigens eine der beliebtesten Hochzeitslocations des Salzkammergutes, hat mit dem Landschloss Ort ein uferseitiges "Schwesterschloss". Habsburg-Kennern sind die Schlösser als Wohnsitz des Erzherzogs Johann Nepomuk Salvator bekannt, der auf einer Segelreise 1890 verschollen ist. Im Seeschloss ist das Restaurant "Orther Stub'n" untergebracht mit einem herrlichen Blick über den Traunsee.


Ein Krimi und ein Kelch


777 ist das Gründungsjahr des Benediktinerstiftes Kremsmünster. Es wurde von Bayernherzog Tassilo III. an jener Stelle gestiftet, an der einer Legende zufolge sein Sohn Gunther einen tödlichen Jagdunfall erlitt. Weniger legendär aber doch spannend war die Auseinandersetzung Tassilos mit seinem Gegenspieler Karl dem Großen. Ein mittelalterlicher Polit-Krimi mit bekanntem Ausgang - Herzog Tassilo musste aus der Geschichte abtreten. Was Kremsmünster aber von seinem Gründer blieb, ist einer der bedeutendsten Kulturschätze Oberösterreichs - der Tassilokelch, eine wunderbare frühmittelalterliche Goldschmiedearbeit, die in den Kunstsammlungen des Stiftes bestaunt werden kann. Außerdem sehenswert: Der 50 Meter hohe Turm mit der naturwissenschaftlichen Sammlung des Stiftes und der Sternwarte.


Anton Bruckner und der Landespatron


Der Heilige Florian, Landespatron Oberösterreichs,  starb 304 als Märtyrer. Seine Grabstätte war bald ein Ort regen Pilger-Zuspruchs und als logische Konsequenz entstand an dieser Stelle ein Kloster, das Stift St. Florian. Ein Kloster, das 1071 reformiert wurde und in dem seither die Augustiner Chorherren ansässig sind. Das Stift liegt weithin sichtbar auf einer Anhöhe, der hochbarocke Prachtbau stammt von den Architekten Carlo Antonio Carlone und Jakob Prandtauer. Berühmt wurde St. Florian als Wirkungsstätte des Komponisten und Organisten Anton Bruckner. Er wurde auf eigenen Wunsch  unter der "Brucknerorgel" in der Krypta der Stiftsbasilika begraben. Die Musiktradition des Stiftes ist bis heute lebendig. Als Austragungsort von Konzerten und als Heimstätte der St. Florianer Sängerknaben.


Wechselvolle Geschichte am Inn


An der Wiege des Stiftes Reichersberg am Inn steht eine tragische Familiengeschichte. Der einzige Sohn des Wernher von Reichersberg war verunglückt. Und so entschied sich der begüterte Adelige im Jahr 1084, an der Stelle seiner Burg ein Augustiner Chorherrenstift zu gründen. Über die Jahrhunderte wuchs das Kloster zum heutigen barocken Baukomplex mit seiner wunderschönen Lage auf einem Hang über dem Inn. 1779 kam das Stift gemeinsam mit dem Innviertel von Bayern zu Oberösterreich. Reichersberg ist ein wichtiger Etappenort auf Pilgerwegen, etwa der Via Nova. Auch der Innradweg führt direkt am Kloster vorbei. Dabei ist das Sitft nicht nur für eine Besichtigung attraktiv. Mit seinem Gästehaus lädt es auch zum Übernachten ein.


Die Chorherren und das Bier


Wald, Wald und nochmals Wald. Der Böhmerwald, dort wo Oberösterreich, Bayern und Südböhmen aufeinander treffen, ist auch heute noch ein waldreiches Gebiet. Nahezu unzugänglich war die Region aber im Mittelalter. Bis 1218 die Prämonstratenser Chorherren kamen und das Stift Schlägl gründeten. Das Schlägern und Roden des Waldes tragen Kloster und Ort heute noch im Namen. Bekannt ist das Kloster aber vor allem für seine typischen Mühlviertler Bierspezialitäten aus der Stiftsbrauerei. Mehr als 400 Jahre Brauerfahrung vermählt sich in den Sudkesseln mit besten Zutaten, die direkt aus der Region stammen. Wovon genussfreudige Besucher sich bei einer Führung vor Ort überzeugen können.


Die Zuflucht der Trappisten an der Donau


Das Stift Engelszell ist die erste Station auf einer Reise entlang der Donau von Passau nach Linz. Ursprünglich wurde es 1293 als typisches Donaukloster vom Zisterzienserorden gegründet, wurde aber 1786 von Kaiser Joseph II. geschlossen. 1925 übernahmen Trappisten, die aus dem Elsass flüchten mussten, die verlassenen Klostergebäude. Und gründeten darin den bis heute einzigen Trappistenkonvent Österreichs. Ein Leckerbissen für Freunde moderner Kunst ist das Deckenfresko im Langhaus der Stiftskirche. Es wurde nach einem Schaden in den 1950er Jahren vom Künstler Fritz Fröhlich neu gestaltet. Genießer schwören außerdem auf die nach geheimen Rezepturen gebrauten Engelszeller Liköre und auf die kräftigen Trappistenbiere aus der Brauerei des Klosters.


Der Käse und das Glas


An der Stelle des Stiftes Schlierbach im Oberen Kremstal stand ursprünglich eine Burg. Die Anlage war im Mittelalter schon vorübergehend von Nonnen besiedelt. 1620 übernahmen die Zisterzienser das Ruder und gründeten das Stift Schlierbach in seiner bis heute bestehenden Form. Die Klosteranlage mit ihrer herrlichen Hanglage über dem Tal stammt aus dem späten 17. Jahrhundert. Wirtschaftliches Standbein der Klostergemeinschaft ist neben einer traditionsreichen Glasmalerei die für ihre Bio-Produkte bekannte Stiftskäserei, spezialisiert auf würzige Weichkäse mit Rotkultur. Die Schaukäserei gibt spannende Einblicke in den Produktionsprozess. Danach geht's zur Verkostung mit Ausblick im "Panorama Sitft Schlierbach".