Imperiale Architektur erleben
Zeitreise Wien

Schloss Belvedere, Wien
Ein Spaziergang durch Wien ist wie eine Zeitreise in die imperiale Vergangenheit. An jeder Ecke finden sich wertvolle Kulturgüter und Reminiszenzen kaiserlicher Pracht.

640 Jahre lang regierten die Habsburger von Wien aus. Das heutige Stadtbild Wiens wurde vor allem im Barock und während der Regentschaft von Kaiserin Maria Theresia geprägt. Kaiser Franz Joseph I. ließ 1857 die Stadtmauern schleifen und die Ringstraße anlegen. Ein Rundgang über diesen Prachtboulevard ist Sightseeing der besonderen Art, denn der Ring ist von repräsentativen Bauwerken und schönen Parks gesäumt. Die Hofburg im Zentrum der Altstadt war von 1278 bis 1918 die Residenz der Habsburger-Kaiser und Schaltzentrale einer Weltmacht. Heute beherbergt die weitläufige Anlage neben bedeutenden Museen auch Repräsentationsräume der Republik.

Die einstige Sommerresidenz der Habsburger ist heute Wiens beliebteste Sehenswürdigkeit. Im Schloss Schönbrunn standen der Kaiserfamilie 1.441 Räume zur Verfügung, die historisch-authentisch erhaltenen Prunkräume können auch heute noch besichtigt werden. Im Schlosspark warten architektonische Schmuckstücke wie das Palmenhaus oder der Tiergarten, der älteste Zoo der Welt, der 1752 unter Kaiserin Maria Theresia erbaut wurde. Bei der Erneuerung des Tiergartens in unserer Zeit wurde mit viel Geschick die barocke Bausubstanz erhalten. Kaiserin Maria Theresia war übrigens ihrem Ehemann Franz I Stephan von Lothringen so verbunden, dass sie mit ihm die letzte Ruhestätte in einem Doppelgrab in der Kapuzinergruft, der Grabstätte der Habsburger, teilt.
Religiöser – aber auch heimlicher geographischer – Mittelpunkt Wiens ist der Stephansdom. Wenn zu Silvester die große Glocke, die Pummerin, schlägt, wird das im Radio und Fernsehen übertragen.
Gefeiert wird auch in der Ballsaison, dann heißt es in den Festsälen der Hofburg oder in einem der vielen Palais: "Alles Walzer!" Auch im Alltag lassen die WienerInnen die gute alte Zeit hochleben - mit einem herzhaften Biss in eine Kaisersemmel oder wenn sie einen mit Zucker bestreuten Kaiserschmarrn genießen.

Die letzten Jahre der Monarchie waren auch die des Fin de Siècle – eine Periode unvergleichlichen Kunst- und Kulturschaffens, gepaart mit wissenschaftlichen und technologischen Neuerungen, aber auch der politischen Umstürze, die letztlich zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges und in der Folge zum Untergang des Habsburger-Reiches führten. Im selben Jahr wie die Monarchie starben 1918 auch vier der bedeutendsten Protagonisten dieser Zeit der „Wiener Moderne“, Gustav Klimt, Egon Schiele, Otto Wagner und Koloman Moser. Auf ihre Spuren und die zahlreicher anderer Vertreter dieser Epoche können sich heute BesucherInnen in vielen Wiener Museen und Institutionen begeben.



Imperiale Orte


Hofburg
1010 Wien, www.hofburg-wien.at
Die Ausgestaltung der Wiener Hofburg zu der bedeutendsten Residenz der Habsburger erfolgte zwischen dem 13. Jahrhundert und dem Ende der habsburgischen Herrschaft 1918 in mehreren Etappen. Der gotische Ursprungsbau um den heutigen Schweizerhof wurde in der Folge stetig erweitert, wobei die Schwerpunkte der Entwicklung in der Barockzeit und im 19. Jahrhundert liegen. Es entstand ein weitläufiger, aus verschiedenen Trakten gebildeter Baukomplex, der das Erscheinungsbild der Wiener Altstadt maßgeblich prägt. Heute beherbergt die Hofburg unter anderem die Österreichische Nationalbibliothek (www.onb.ac.at), die Schatzkammer (www.kaiserliche-schatzkammer.at), die Silberkammer, die Kaiserappartements und das Sisi-Museum (www.hofburg-wien.at), das Ephesos Museum, die Hofjagd- und Rüstkammer, die Sammlung alter Musikinstrumente (www.khm.at), die Spanische Hofreitschule (www.srs.at), das Weltmuseum Wien (www.weltmuseumwien.at) sowie das neue Haus der Geschichte Österreich (www.hdgoe.at).

Schloss Schönbrunn
Schloss Schönbrunn, Schönbrunner Schlossstraße, 1130 Wien, www.schoenbrunn.at
Tiergarten Schönbrunn, Schönbrunner Schlosspark, 1130 Wien, www.zoovienna.at
Das im Westen Wiens in Hietzing gelegene Schloss Schönbrunn gehört zu den bedeutendsten Palast- und Gartenanlagen der Welt und wurde 1996 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Nachdem die älteren Vorgängerbauten der Wiener Türkenbelagerung 1683 zum Opfer gefallen waren, wurde die von Johann Bernhard Fischer von Erlach entworfene großzügige Neukonzeption für Schönbrunn zur Projektionsfläche der Großmachtsambitionen der Habsburger. Die ab 1696 errichtete Schloss- und Gartenanlage wurde unter Maria Theresia nach 1743 grundlegend umgestaltet. Auf die maria-theresianische Epoche, die als Glanzzeit habsburgischer Macht galt, bezogen sich auch die neobarocken Veränderungen des 19. Jahrhunderts. Seit 1918 ist Schönbrunn im Staatsbesitz und heute das meistbesuchte Kulturdenkmal Österreichs und ein wichtiger städtischer Erholungsraum.

Kaiserliche Wagenburg Wien
im Schlosspark von Schönbrunn, www.kaiserliche-wagenburg.at
In der ehemaligen Winterreitschule im Schlosspark von Schönbrunn können heute Fahrzeuge und Gewänder des Kaiserhofes bewundert werden. Den Höhepunkt bildet der Imperialwagen, die goldene Krönungskarosse der Habsburger. Gemeinsam mit Sänften, Schlitten, Reisekutschen, Karussellwägen, Sportfahrzeugen und bezaubernden Kinderkutschen lässt er die prächtige Welt des Hofes in all ihren Facetten wieder auferstehen. Den Abschluss der Schau bildet der künstlerisch gestaltete Formula-Renault, mit dem Ferdinand Habsburg, der Urenkel des letzten Kaisers, 2014 in den Automobilrennsport eingestiegen ist. Ein Muss für Sisi-Fans ist die Dauerausstellung „Kaiserin Elisabeth – die Lady Diana des 19. Jahrhunderts“: Sie erzählt die Geschichte der legendären Monarchin anhand ihrer originalen Prunkroben, ihrer Reit-Utensilien und jener Fahrzeuge, in denen sie schicksalhafte Momente wie Hochzeit, Krönung, Freizeit und Reisen erlebte.



Kapuzinergruft (Kaisergruft)
Neuer Markt/Tegetthoffstraße, 1010 Wien, www.kapuzinergruft.com
Die Kapuzinergruft, als Teil des Kapuzinerklosters am Neuen Markt in der Altstadt gelegen, ist die bedeutendste Grabstätte der Familie Habsburg und ein symbolträchtiger Ort habsburgischer Geschichte. Hier liegen sämtliche Kaiser aus der Dynastie der Habsburger seit dem Beginn des 17. Jahrhunderts begraben (mit Ausnahme Rudolfs II., Ferdinands II. und Karls I.) und die Gruft wird bis in die Gegenwart mit Mitgliedern des ehemaligen Kaiserhauses belegt. 1989 wurde Zita, die letzte österreichische Kaiserin, hier bestattet, 2008 einer ihrer Söhne, Carl Ludwig, und 2011 der ehemalige Thronfolger Otto Habsburg-Lothringen und seine Gemahlin Regina. Insgesamt ruhen hier an die 150 Personen. Die Gruft geht auf eine habsburgische Stiftung zurück und wurde über die Jahrhunderte mehrmals erweitert. Die kunsthistorisch bedeutenden Sarkophage und Grabmonumente sind geprägt von religiösen Motiven und Symbolen der Endlichkeit weltlicher Macht. Die habsburgische Familiengruft steht nach wie vor unter der Obhut des katholischen Ordens der Kapuziner und ist öffentlich zugänglich.

Augustinerkirche und Herzgruft
Josefsplatz, 1010 Wien, www.augustinerkirche.at
Die Hofpfarrkirche St. Augustin war Ort zahlreicher Trauungen des Kaiserhauses. Hier heirateten Maria Theresia und Franz Stefan von Lothringen, Franz Joseph und Elisabeth, Kronprinz Rudolf und Prinzessin Stephanie und hier fand u. a. die Hochzeit per Stellvertreter (eine oft geübte Praxis, bevor die Braut die Reise zu ihrem Bräutigam und der eigentlichen Hochzeit antrat) zwischen dem französischen Kaiser Napoleon und der habsburgischen Erzherzogin Marie Louise statt. In der Augustinerkirche befindet sich auch die so genannte Herzgruft, wo 54 Herzen der Habsburger in silbernen Urnen verwahrt werden (Führung sonntags und feiertags nach dem Hochamt/gegen 12.15 Uhr und nach Vereinbarung möglich).

Kaiserliche Schatzkammer Wien
Hofburg, Schweizerhof, 1010 Wien, www.kaiserliche-schatzkammer.at
Die Pracht der ausgestellten Objekte ist überwältigend: In der Weltlichen Schatzkammer sind die österreichische Kaiserkrone sowie die Krone des Heiligen Römischen Reiches und die dazu gehörigen Krönungsinsignien, der Schatz des Ordens vom Goldenen Vlies, Krönungsornate, Schmuck und kostbare Sammlerstücke der Habsburger zu bewundern. Daneben die beiden „unveräußerlichen Erbstücke des Hauses Habsburg“, das sogenannte Ainkhürn und die Achatschale, ebenso wie die vergoldete Prunkwiege des Königs von Rom, des einzigen legitimen Sohns Napoleons und der Habsburgerin Maria Luise. Die Geistliche Schatzkammer bietet einen Einblick in die Religionsgeschichte, die habsburgische Frömmigkeit und den österreichischen Volksglauben. Unter den ausgestellten Objekten befinden sich Reliquienschreine, Messornate, liturgische Geräte und Kuriositäten wie etwa die Geißel, mit der sich Kaiserin Anna (1585-1618) für ihre Sünden zu bestrafen pflegte.

Stephansdom
Stephansplatz, 1010 Wien, www.stephanskirche.at
Der Stephansdom gilt als das bedeutendste Bauwerk der Gotik in Österreich und ist das wichtigste Wahrzeichen Wiens. Die dem Heiligen Stephanus, dem ersten christlichen Märtyrer, geweihte Kirche ist seit 1469 Sitz des Bischofs bzw. seit 1722 Sitz des Erzbischofs von Wien. Das heutige Erscheinungsbild des Domes ist von Bauteilen aus dem 12. bis zum frühen 16. Jahrhundert geprägt. Die Habsburger hatten bedeutenden Anteil an der Gestaltung des Domes, wobei Herzog Rudolf IV. eine besondere Rolle zufällt, da er einen groß angelegten Ausbau der Stephanskirche veranlasste. Die Herzogsgruft war bis ins 16. Jahrhundert die wichtigste Grablege der habsburgischen Landesfürsten. Kunsthistorisch bedeutend ist auch das Kenotaph Rudolfs IV. sowie das Hochgrab Kaiser Friedrichs III.

Karlskirche
Karlsplatz, 1040 Wien, www.karlskirche.at
Die Karlskirche im 4. Bezirk gilt als ein Hauptwerk des Barock in Europa, dessen symbolisches Programm unter Verwendung antiker Architekturelemente den habsburgischen Anspruch auf das universelle Kaisertum dokumentiert. Mit ihrer Errichtung wurde 1714 nach Plänen von Johann Bernhard Fischer von Erlach begonnen. Nach dessen Tod vollendete sein Sohn Joseph Emanuel den Bau im Jahre 1739.

Ringstraße
Ab 1857 wurden die Stadtmauern mit ihren Basteien geschleift, auf dem frei gewordenen Areal entstand eine der größten Baustellen Europas. Rund um das Stadtzentrum wuchs in den folgenden Jahren die Ringstraße im Baustil des Historismus mit ihren repräsentativen öffentlichen Bauwerken, privaten Palästen, Parkanlagen und Denkmälern. Unter anderem sind hier Otto Wagners Postsparkasse, das MAK – Museum für angewandte Kunst, der Stadtpark, die Staatsoper, die Hofburg, das Kunst- und das Naturhistorische Museum, das Parlament, das Burgtheater, die Universität und die Börse zu bewundern. Am 1. Mai 1865 eröffnete Kaiser Franz Joseph die Wiener Ringstraße.

Kunsthistorisches Museum Wien und Naturhistorisches Museum Wien
Kunsthistorisches Museum Wien, Maria-Theresien-Platz, 1010 Wien, www.khm.at
Naturhistorisches Museum Wien, Maria-Theresien-Platz, 1010 Wien, www.nhm-wien.ac.at
Bei der Errichtung der Wiener Ringstraße entstanden als Denkmäler der kaiserlichen Sammeltätigkeit zwei Museumsbauten, das Kunsthistorische und das Naturhistorische Museum. Sie waren Teil des nicht vollendeten „Kaiserforums“ und im Stil des Historismus gestaltet. Die 1891 und 1889 eröffneten Gebäude beherbergten die reichen kaiserlichen Kunst- und Naturaliensammlungen, die zuvor in der Hofburg untergebracht waren und nun einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden. Die Sammlung der Kunstkammer basiert auf den habsburgischen Schatz- und Wunderkammern des späten Mittelalters, der Renaissance und des Barock. Zu den mehr als 2.200 einzigartigen Objekten zählen die weltberühmte Saliera von Benvenuto Cellini, die Krumauer Madonna, herausragende Elfenbeinarbeiten, wissenschaftliche Instrumente, Uhren und Automaten, aber auch exotische, „magische“ und kuriose Exponate.

Augarten
Porzellanmanufaktur Augarten, Obere Augartenstraße 1, 1020 Wien, www.augarten.com
Wiener Sängerknaben, Augartenpalais, 1020 Wien, www.wienersaengerknaben.at
MuTh, Am Augartenspitz 1, 1020 Wien, http://muth.at
Der Augarten im 2. Bezirk ist eine im Kern auf das 17. Jahrhundert zurückgehende und später mehrfach veränderte kaiserliche Gartenanlage im ehemaligen Augebiet der Donau. Das aus dem frühen 18. Jahrhundert stammende Saalgebäude war ein wichtiger Schauplatz der Musikkultur der Wiener Klassik und beherbergt heute die Wiener Porzellanmanufaktur, ein Museum zur Geschichte des Porzellans und ein Restaurant. Das so genannte Augartenpalais geht auf ein adeliges Gartenpalais zurück, das 1780 von Kaiser Joseph II. erworben wurde und heute als Heim und Ausbildungsstätte der Wiener Sängerknaben dient. Nach diesem Habsburger, der den Augarten besonders schätzte und 1775 die Anlage für die Allgemeinheit öffnen ließ, ist auch das Josephsstöckl, die private Sommervilla des Kaisers, benannt. Seit Ende 2012 bereichert MuTh, der Konzertsaal der Wiener Sängerknaben, den Augarten. Wiens neues Haus für Musik und Theater verbindet barocke Bausubstanz mit moderner Architektur und bietet den Wiener Sängerknaben, aber auch anderen jungen Menschen einen idealen Aufführungsort für Konzerte, Theater und Performances in einem einzigartigen akustischen Ambiente.

Prater
Der Prater im 2. Bezirk hat seinen Ursprung als kaiserliches Jagdgebiet in den Donauauen. Der Name „Prater“ wird auf das lateinische Wort für Wiese oder Flussau „pratum“ (bzw. spanisch: „prado“ oder italienisch „prato“) zurückgeführt. Diese Auwiesen prägen zusammen mit den Alleen den Charakter des sogenannten grünen Praters. Die Prater Hauptallee wurde bereits im 16. Jahrhundert als Kastanienallee angelegt, unter Joseph II. wurde das Alleensystem um den Praterstern erweitert und das Lusthaus als Blickpunkt errichtet. Nachdem Kaiser Joseph II. 1766 den Prater der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hatte, entwickelte er sich zum wichtigsten Erholungs- und Vergnügungspark der Stadt.

Hofmobiliendepot. Möbel Museum Wien
Andreasgasse 7, 1070 Wien, www.hofmobiliendepot.at
Alles was in den Schlössern und Residenzen der Habsburger keinen Platz mehr fand oder nicht mehr gebraucht wurde, kam ins Hofmobiliendepot, das strategisch günstig zwischen Schloss Schönbrunn und Hofburg gelegen war. Heute ist das Depot ein modernes, lichtdurchflutetes Museum, in dem eine repräsentative Auswahl dieser unzähligen „Mobilien“ für BesucherInnen aus der ganzen Welt aufbereitet ist. Entlang des Sis(s)i-Pfades können sich Fans zunächst ein Bild über die historische Persönlichkeit der legendären Kaiserin Elisabeth machen und danach in der Dauerausstellung „Sissi im Film“ originale Möbelstücke bewundern, die in der Sissi-Trilogie verwendet wurden. Die dazu gehörigen Filmausschnitte werden gezeigt und Hintergrundinformation zur Entstehung der Filme präsentiert. Wechselnde Sonderausstellungen zu den Themen Habsburger und Design runden das Museumserlebnis ab.

Recherche-Tipp:
Die Website www.habsburger.net (auf Deutsch und Englisch) ist eine ausgezeichnete Informationsquelle für die Geschichte und die „Geschichten“ der Habsburger. Ein Team von HistorikerInnen der Universität Wien hat erhebliche Datenmengen für die Website multimedial mit innovativem Screendesign und intuitiver Navigation aufbereitet.

Quelle und Text: www.wien.info