Wien
Jüdisch


Jüdisches Stadtgeschichte
Autor: Alfred Stalzer


Die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus und den Holocaust wird durch das eindrucksvolle Mahnmal der britischen Künstlerin Rachel Whiteread für die Opfer der Schoa wachgehalten. Der Betonkubus stellt eine nach außen gewendete Bibliothek dar und hat die Maße 10 x 7 Meter, bei fast 4 Metern Höhe. Rund um das Mahnmal sind in den Boden die Namen der Orte eingelassen, an denen die 65.000 österreichischen Juden ermordet wurden. Dieses Mahnmal wurde auf Initiative von Simon Wiesenthal von der Stadt Wien errichtet und nach heftigen Diskussionen am 25. Oktober 2000 enthüllt. In Verbindung damit wurde auch das Museum auf dem Judenplatz, das die Geschichte der Juden Wiens im Mittelalter dokumentiert, eröffnet.

Dieses Museum ist im Haus Judenplatz 8 untergebracht, das die orthodox-zionistische Organisation Misrachi beherbergt (im ersten Stock befindet sich die Synagoge der Misrachi, im zweiten das Jugendzentrum der Bnei Akiva). Das Museum stellt im Erdgeschoß einen Querbezug zum Mahnmal her: Im Gedenkraum für die Opfer der Schoa sind drei Computerarbeitsplätze eingerichtet, an denen der Besucher die Lebensdaten und Schicksale der 65.000 ermordeten österreichischen Juden abfragen kann. Im Keller des Hauses richteten die Architekten Jabornegg & Pálffy ein Museum ein, das neben den archäologischen Fundstücken der Ausgrabung auf dem Judenplatz eine multimediale Präsentation der jüdischen Lebenswelt im Mittelalter, ein mittelalterliches Stadtmodell und eine Dokumentation zur mittelalterlichen Synagoge beherbergt. 

Durch die Museumsräume ist auch die beeindruckende Ausgrabung der mittelalterlichen Synagoge zugänglich. Diese Synagoge zählte zu den größten des Mittelalters, von ihr ist das Fundament der sechseckigen Bima, der Lesekanzel für die Tora, sowie das Fundament des Tora-Schreins und Mauerteile sowie der Fußboden der Frauenschul zu sehen.

Museen dokumentieren jüdische Geschichte

Unweit des Judenplatzes befindet sich das Jüdische Museum der Stadt Wien, das in der Dorotheergasse 11 in einem alten Adelspalais untergebracht ist. Hier wird die Geschichte der Juden Wiens in umfassender Weise dokumentiert: Im Erdgeschoß des Hauses wird anhand der berühmten Judaica-Sammlung von Max Berger die jüdische Religion erklärt, im zweiten Stock des Hauses befindet sich die historische Ausstellung, die auf 21 Hologrammen mit modernsten museologischen Mitteln die wichtigsten Stationen der Geschichte der Wiener Jüdischen Gemeinde erläutert. Im dritten Stock ist das öffentlich zugängliche Schaudepot untergebracht, in dem all jene Ritualgegenstände aufbewahrt und ausgestellt sind, die aus den 1938 zerstörten Synagogen gerettet werden konnten. Insgesamt wurden 1938 im Zuge des November-Pogroms in Wien mehr als 80 Synagogen und Bethäuser zerstört. Im ersten Stock präsentiert das Museum temporäre Ausstellungen zu wichtigen Themen der jüdischen Kultur- und Geistesgeschichte. 

Zwei weitere museale Einrichtungen dokumentieren die Bedeutung des jüdischen Erbes für die Kultur- und Geistesgeschichte dieser Stadt: das Schönberg-Center auf dem Schwarzenbergplatz und das Sigmund-Freud-Haus in der Berggasse 19. 

Das Freud-Museum ist in jenem Haus untergebracht, in dem Freud seine Praxis hatte und auch privat wohnte, bis ihn die Nationalsozialisten 1938 zur Emigration nach London zwangen. Hier sind all jene persönlichen Erinnerungsstücke zu sehen, die nicht nach London transferiert wurden. In der ehemaligen Praxis zeigt eine Ausstellung Leben und Werk des Begründers der Psychoanalyse. Daran angeschlossen sind eine Studienbibliothek und ein moderner Veranstaltungssaal, in dem auch kleine Ausstellungen präsentiert werden.
Seit wenigen Jahren gibt es im Palais Fanto (3., Schwarzenbergplatz 6) das Arnold-Schönberg-Center, das Leben und Werk dieses bedeutenden österreichischen Komponisten der Moderne dokumentiert. Auch hier gibt es immer wieder Themenausstellungen.

Auf dem Weg vom Jüdischen Museum zum Palais Fanto kommt man auf dem Albertinaplatz am Mahnmal gegen Krieg und Faschismus von Alfred Hrdlicka vorbei. Der Weg führt weiter zur Wiener Staatoper, der Wirkungsstätte von Gustav Mahler. Und unweit des Schönberg Centers befindet sich das Wiener Konzerthaus, zu dessen Gründern und Förderern zahlreiche jüdische Großbürgerfamilien zählten. Wer die Ringstraße entlanggeht, kann zahlreiche prachtvolle Palais entdecken, die früher im Besitz jüdischer Familien waren. Einige seien hier herausgegriffen: das Palais Todesco bei der Staatsoper, das Palais Schey, das Palais Epstein oder das Palais Ephrussi.

Jüdisches Leben heute

Jüdische Familien leben heute überall in der Stadt. Neben dem Kristallisationspunkt der Synagoge in der Seitenstettengasse gibt es allerdings vor allem im 2. Bezirk, der Leopoldstadt, eine besonders intensive jüdische Besiedlung. Vor allem die weniger wohlhabenden Juden, die in den letzten Jahrzehnten zugewandert sind, leben hier, da die Wohnungsmieten relativ niedrig sind. Dieses Gebiet hat auch sonst einen sehr hohen Ausländeranteil, hier leben viele Zuwanderer aus aller Herren Länder.

Hier gibt es auch sehr viele jüdische Einrichtungen, zum Beispiel Kindergärten verschiedener jüdischer Gruppen, das Zwi Perez Chajes Gymnasium, den Lauder Chabad-Campus, das Jüdische Berufliche Bildungszentrum, Betstuben, rituelle Bäder und andere religiöse Ausbildungsstätten und in naher Zukunft hoffentlich auch wieder einen Sportplatz der Hakoah. Jüdische Geschäfte, koschere Supermärkte, Fleischhauer, Bäckereien, Restaurants, Imbissstuben und – im Gebiet um die Tempelgasse – das Sefardische Zentrum mit der Synagoge der Sefarden sowie das neue Jüdische Zentrum unweit der Reste des Leopoldstädter Tempels mit der psychosozialen Einrichtung ESRA sind ebenso in den letzten Jahren entstanden wie das Jüdische Institut für Erwachsenenbildung, eine Volkshochschule auf dem Praterstern, in der auch die nichtjüdische Bevölkerung bei Kursen über Jiddisch, über koschere Küche, über israelische Volkstänze, Klezmermusik und auch Religionsfragen mehr über das Judentum erfahren kann. Weitere Informationsquellen sind die jüdischen Zeitungen, die es neben dem offiziellen Organ der Kultusgemeinde („Die Gemeinde“) gibt: u.a. die Zeitschriften "Illustrierte Neue Welt", "David", "Heruth", "Noodnik" (Organ der Vereinigung Jüdischer Hochschüler in Österreich), "Atid", "Der Bund“.



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