Hören und Staunen könnte das Motto der Ausstellungen im Frühling und Sommer 2012 in den Tiroler Landesmuseen und auf Schloss Ambras lauten. Denn die einen beschäftigen sich mit Musik und Ton, die anderen bestücken ihre Schauen mit Kunstschätzen aus verschiedenen Epochen.
Den Auftakt macht wie jedes Jahr das Schloss Ambras mit seiner Osterausstellung, die von 30. März bis 30. Juni 2012 läuft. Unter dem Titel Splash! Das Bad der Philippine Welser widmet man sich dort der Reinlichkeit in früheren Epochen. Mit dem so genannten Bad der Philippine Welser verfügt das Schloss über eine der wenigen erhaltenen Badestuben aus dem 16. Jahrhundert – ein würdiger Anlass also, das Thema Körperpflege kulturhistorisch aufzuarbeiten.
Von 14. Juni bis 23. September 2012 ist dann eine der außergewöhnlichsten Kunst- und Kunsthandwerkssammlungen der Welt zu Gast in Schloss Ambras. Die Kunstkammerschätze aus dem Grünen Gewölbe in Dresden sind – wie die Stücke aus den Kunst- und Wunderkammern von Schloss Ambras – erlesene Kleinodien, die in unvergleichlicher handwerklicher Meisterschaft hergestellt wurden. Die Sammlung, die seit der Frührenaissance besteht, wurde von August dem Starken 1725 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und umfasst Figurinen, technische Spielereien, Uhren, feinste Miniaturarbeiten wir geschnitzte Kirschkerne und prächtige Juwelen. In Innsbruck werden rund 65 ausgewählte Stücke aus dem Grünen Gewölbe, der Rüstkammer und anderen Beständen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden zu sehen sein.
Einem Künstler, der in enger Verbindung mit Schoss Ambras steht, dem Tiroler Peter Willburger (1942–1998), gilt die Ausstellung Fuge und Quodlibet (20.7.–2.9.2012). Willburger, der 2012 siebzig Jahre alt geworden wäre, gestaltete das Portal der Bauernrüstkammer auf Schloss Ambras mit den Eisenplatten für die Radierungen „Fuge und Quodlibet“. Rund um diese Arbeit zeigt das Museum Radierungen, Zeichnungen und Aquarelle des Künstlers.
Bei den Tiroler Landesmuseen liegt der Fokus 2012 auf dem Hören. Das betrifft diesmal nicht nur das musikalische Programm mit seinen jährlich zwanzig Konzerten und CD-Veröffentlichungen, sondern vor allem auch zwei Ausstellungen: Musik aus der Dose – Die Sammlung Louis Holzer zeigt im Museum im Zeughaus (4.5.2012–27.1.2013) Musikautomaten, die ganz ohne Strom und Batterien auskommen und stattdessen von Hand betrieben werden. Ton um Ton im Tiroler Volkskunstmuseum (25.5.–7.10.2012) geht der Frage nach, wie sich Signaltöne – von Trompeten- oder Trommelsignalen bis zu modernen Sirenen – im Laufe der Jahrhunderte verändert haben.
Die große Sommerausstellung im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum gilt dem künstlerischen Schaffen von der Neuen Sachlichkeit bis heute. Unter dem Titel Blickwechsel. Landschaften zwischen Bedrohung und Idylle zeigt das Museum von 1. Juni bis 28. Oktober 2012 Arbeiten von Franz Radziwill, Rudolf Wacker, Franz Sedlacek, Anton Lehmden und Max Peintner. Beginnend in den 1920er-Jahren verfolgt die Ausstellung die Veränderung der künstlerischen Sicht auf die Realität: Nach dem Ersten Weltkrieg sind die Idyllen von Landschaftsdarstellungen nicht mehr ungebrochen wahrnehmbar, die tief greifenden Veränderungen im Leben finden auch in der Kunst – z B. bei Radziwill, Wacker und Seldacek – ihren Niederschlag. Fortgeführt wird dieser Ansatz nach dem Zweiten Weltkrieg von Anton Lehmden und Max Peintner.
Weniger künstlerische Interpretation als historische Rückschau betreibt das Tirol Panorama mit dem Kaiserjägermuseum in seiner Ausstellung Es war einmal ein Väterchen. Aus dem Leben eines Kaiserjägeroffiziers (6.4.–4.11.2012). Dabei wird die Lebensgeschichte des Regimentskommandanten Guido Novak von Arienti anhand von Erinnerungsstücken aufgerollt, Die scheinbare Nostalgie der Ausstellung darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier auch ein Stück Monarchie- und Zeitgeschichte Österreichs aufbereitet wird.
Informationen:
Kunsthistorisches Museum Schloss Ambras, Tel. +43-1-52524-745, info.ambras@khm.at, www.khm.at/ambras, Öffnungszeiten: tägl. 10–17 Uhr.
Tiroler Landesmuseen, www.tiroler-landesmuseen.at: Ferdinandeum, Museumstr. 15, Tel. +43-512-59489, sekretariat@tiroler-landesmuseen.at; Tiroler Volkskunstmuseum, Tel. +43-512-59489-510, volkskunstmuseum@tiroler-landesmuseen.at;
Museum im Zeughaus, Tel. +43-512-59489-313, zeughaus@tiroler-landesmuseen.at, Tirol Panorama, Tel. +43-512-59489-611, dastirolpanorama@tiroler-landesmuseen.at; Öffnungszeiten aller Tiroler Landesmuseen: Di–So 9–17 Uhr.