Mit den Worten: „Du hast Sorgen, sei es diese, sei es jene – ins Kaffeehaus!“ begann der Schriftsteller Peter Altenberg seine Liste von Gründen, die für einen Besuch in dieser typisch österreichischen Institution sprechen.
Im späten 19. und beginnenden 20. Jahrhundert verbrachten er und seine Schriftstellerkollegen einen Gutteil ihrer Zeit schreibend, debattierend oder Zeitung lesend im Kaffeehaus und bis heute ist es in Österreich eher ein Ort des Lebens geblieben als einer, an dem man rasch Hunger und Durst stillt.
Seit mehr als drei Jahrhunderten huldigt man in Österreich dem Kaffee und serviert ihn in ansprechendem Ambiente. Die Legende besagt, dass ein Untertan des Königs Jan Sobieski während der Türkenbelagerung Wiens 1683 das belebende Getränk für Österreich entdeckte und es auch erstmals mit Milch und Zucker versetzte. Verlässlichere Quellen schreiben die Gründung des ersten Kaffeehauses in Wien dem Armenier Johannes Diodato zu. Aber wer auch immer dafür verantwortlich ist, das Kaffeehaus trat rasch seinen Siegeszug in Wien und anderen Städten des Kaiserreiches an. Zunächst als nicht häusliche Heimstätte der Männer, die hier Kaffee tranken, Tabak genossen und Karten oder Billard spielten. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts öffneten sich die Pforten auch für Frauen, das Kaffeehaus wurde zum beliebten Ort für Konzerte und gesellschaftlichen Austausch. Ihr bis heute typisches Aussehen erhielten die attraktiven Treffpunkte um 1900: geräumige, oft hohe Räume mit bequemen Sitzbänken, Thonetstühlen, Marmor- oder Holztischen und Kristalllüstern.
Seit 1720 wurde es darüber hinaus üblich, in den Kaffeehäusern Zeitungen aufzulegen, und viele Gäste gewöhnten sich daran, bei einer Schale Kaffee die neuesten Nachrichten aus aller Welt zu studieren. Nicht nur in diesem Punkt ist man sich in vielen Kaffeehäusern treu geblieben: Auch heute gehört ein großes Angebot an in- und ausländischen Zeitungen zum guten Ton. Vor dem Griff zur Lektüre muss nur noch die Bestellung aufgegeben werden. Die Farbschattierungen des Kaffees, der immer mit einem Glas Leitungswasser serviert wird, reichen dabei von tiefschwarz bis zu milchig beige. Die gängigsten Kaffeearten sind der große bzw. kleine Braune oder Schwarze, ein starker Kaffee mit Milch oder Sahne im Extrakännchen, der Verlängerte, ein mit einer größeren Menge Wasser zubereiteter Kaffee, und die Melange, ein Kaffee mit Milchschaum. Da die Tiroler Kaffeehäuser auch von der italienischen Kaffeekultur beeinflusst sind, serviert man häufig einen Cappuccino, und der Latte Macchiato – ein großer Milchkaffee – hat hier ebenfalls Einzug gehalten.
Daneben bieten viele Kaffeehäuser auch ausgefallene Kaffeespezialitäten an, z.B. mit Schokolade oder Nusscreme, mit einem Schuss Cognac, Amaretto oder Rum, mit einer Extraportion Schlagsahne oder als Eiskaffee gerührt mit Vanilleeis. Doch selbstverständlich endet der Genuss nicht beim Kaffee. Die Speisen- und Getränkekarte macht auch Lust auf andere nichtalkoholische und alkoholische Getränke, auf Kuchen und Torten, auf warme Gerichte, die den ganzen Tag über und abends serviert werden, und nicht zuletzt auf Frühstück in vielerlei Varianten.
Auf der Suche nach typischen Kaffeehäusern wird man in Innsbruck zuerst im seit 1875 bestehenden Café Central fündig, das ganz dem Prototyp eines österreichischen Kaffeehauses entspricht – bis hin zum Pianoabend am Sonntag. Das Café Sacher in der Innsbrucker Hofburg verströmt den Charme der Monarchie – ein Stück Sachertorte, ein Tafelspitz oder andere Wiener Spezialitäten dürfen dabei nicht fehlen. In der ältesten Kaffeekonditorei Innsbrucks, dem Café Munding, kann man aus 60 verschiedenen Kaffeespezialitäten wählen – und bekommt das Flair des österreichischen Kaffeehauses auch zum Mitnehmen. Hier gibt es nicht nur süße Souvenirs zu kaufen, das Café Munding betreibt seit über 100 Jahren eine eigene Kaffeerösterei und bietet neben der Hausmischung fünf Arabicasorten und einen koffeinfreien Kaffee an.
Die moderne, schlichte Einrichtung des nahe gelegenen Café Katzung weisen es als geglückte heutige Interpretation des Kaffeehauses aus. Mit dem Stadtcafé, dem Café im Arkadenhof und dem Café im Hof des Palais Trapp bieten sich weitere „typische“ Kaffeehäuser zum Verweilen an. Hier kann man sich in Zeitungen vertiefen, sich mit Freunden unterhalten, im Gastgarten oder auf der Terrasse in der Sonne sitzen, eine Pause vom Shopping einlegen oder nach dem Theaterbesuch noch eine Kleinigkeit essen. In jedem Fall sollte man sich dazu genügend Zeit nehmen. Schließlich genießt das Kaffeehaus zu Recht den Ruf, das zweite Wohnzimmer der Österreicher zu sein.
Informationen: Innsbruck Tourismus, Tel. +43-512-59850, office@innsbruck.info, www.innsbruck.info